5. Oktober 2014

Ein bisschen Hedonismus

 
Wenn man, wie ich, mit einem Haufen Geschwistern aufwächst und sich dann irgendwann entschließt, in die weite Welt *hüstel* hinauszuziehen, hat das den unerwarteten Effekt, dass man plötzlich zu schätzen lernt, was die ersten 18 Lebensjahre oft seufzend als "Schicksal" hingenommen wurde:
Dauernde Gesellschaft, ewige Kabbeleien, die Bedeutung des Wortes "Teilen" und die eigene Nase im Antlitz des Gegenübers.

Und ja, klar: plötzlich vermisst man sie, die bucklige Verwandtschaft. Dann kann es das höchste Glück bedeuten, den schönsten Tag, wenn sich die Gelegenheit ergibt, gemeinsam Zeit zu verbringen - so geschehen diese Woche. Ich hatte schwesterlichen Besuch von A. und M. und gemeinsam haben wir alles gemacht, was wir lieben, alte Gewohnheiten wieder aufleben lasse und zusammen Neues erlebt.

Zunächst ging es stöbernd durch Berlin. Dort entdeckten wir das absolut authentischste, bilderbuchhafteste Antiquariat, das man sich vorstellen kann. In einem kleinen Laden genannt "Die Geisterschmiede" stapeln sich die Bücher bis zur Decke, in den Regalen stehen sie in mehreren Reihen hintereinander und die Gänge dazwischen sind so schmal, dass sich maximal eine Person auf einmal durchzwängen kann. Der kauzige, schon etwas betagte Inhaber hat jedoch den Überblick und läuft mit einer kleinen Leiter durch die Gänge um das erfragte Buch aus unermesslichen Höhen und Tiefen dieses Labyrinths zu fischen. Die Bücher gibt es etwa zur Häfte des Ladenpreises, sie sind meist gebraucht aber oft noch gut erhalten.


An einem sonnigen Tag durch die schönen Ecken Berlins zu spazieren - da kann man dieser Stadt fast den ganzen Lärm und Dreck, die unangenehmen Gerüche, langen U-Bahn-Fahrten und die ruppige Mentalität verzeihen, über der man an anderen Tagen zu verzweifeln droht. Denn an so einem Tag, da sind die Auslagen in den Läden plötzlich doppelt charmant, die Blumen duften intensiver, die Farben leuchten stärker, die Luft ist frischer und das Eis schmeckt cremiger.


Das Gute an der Gesellschaft von genetisch ähnlich gestrickten Personen: Man hat die gleichen Gelüste, Vorlieben, Marotten und Bedürfnisse. Bei uns heißt das: Süßes, Schokolade, Kuchen, Eis und alles andere, das den gemeinen Diabetiker flugs in den nächsten Zuckerschock stürzen würde. Im Olivia gibt es Pralinen, selbstgemachte Tafeln Schokolade, Kuchen im Glas und vieles mehr, was unsere kakaolüsternden Herzen schneller schlagen lies.


Aber hier holten wir uns nur einen kleinen Appetizer, um dann im Kuchenrausch in selbigen zu verfallen. Und nicht das Rechnen fällt uns schwer, sondern vielmehr das Entscheiden. Hier hat man die Qual der Wahl und dann werden es am Ende halt 4 Stück Kuchen für 3 Personen. Was soll der Geiz!


Mein Favourit ist übrigens der Mango-Käsekuchen. Der war an diesem Tag aber leider ausverkauft und so wurde es ein wahnsinnig schmelziger, äußerst schmackhafter American Cheesecake.


Aber sein wir mal ehrlich, obwohl wir natürlich alle hochmotiviert, voller Elan und Tatendrang so durch Berlin streiften, Kunstmuseen und andere Kulturgüter genossen und währenddessen gefühlt 20.000 Kalorien verdrückten, wäre es wohl üble Augenwischerei, wenn ich verschweigen würde, dass wir einen Gutteil unserer gemeinsamen Zeit in etwa so verbrachten: 

Im Bett mit Tee, Snacks, den Gilmore Girls und schönster, einfachster Gelassenheit im Angesicht des Überangebots an Unterhaltung und Beschäftigung da draußen.

1 Kommentar:

  1. Oh.... ich kann das nachvollziehen! Auch wenn ich nur zu Zweit war, und auch keine Schwester sondern einen Bruder habe. Also nix mit gemeinsam Serien gucken und so. Allerdings haben wir dennoch riesigen Spaß miteinander, denn ich kenne außer meinem Vater niemanden, mit dem ich so schön albern herumblödeln kann :) Familie ist was Tolles :)
    Wunderbare Fotos von euch!

    AntwortenLöschen