22. Juli 2013

Zuhause im Sommer

Heute hat der Sommer in meinem Zimmer Einzug gehalten: Meine allererste Topfblume - und ab heute werden Wetten auf ihre Langlebigkeit entgegengenommen. Erstes Gebot meinerseits: Ich lehn mich jetzt mal aus dem Fenster und geb ihr eine Woche!







Dazu noch ein Song für laue Sommer Abende und Nächte






21. Juli 2013

Bewerbungsgespräche werden überschätzt

Ich gestehe, bis zum Beginn dieser Woche hatte ich mich noch nie einem Bewerbungsgespräch stellen müssen - jener gruseligen Situation, bei der die Beurteilung der eigenen Wertigkeit kurzzeitig allein dem Wunscharbeitgeber überlassen wird. 
Bis zu diesem Dienstag. 

Mit schwitzigen Händen und klopfendem Herzen hatte ich tagelang Bewerbungsratgeber gewälzt, Informationen recherchiert und mir den Kopf zerbrochen über das eine perfekte Outfit. Und als Bilanz darf ich nun verkünden: Geholfen hat das nicht die Bohne, denn ich bin in so ziemlich jedes Fettnäpfchen getreten, das sich auftat und habe dabei sorglos die größtmöglichen Bewerbungs-Todsünden begangen.

Viel zu Früh am Ort des Geschehens hatte ich noch genügend Zeit mir alle möglichen Horrorszenarien auszudenken, gute "Und-was-sind-ihre-Schwächen"-Antworten zu überlegen und mir zu wünschen, ich hätte das mit dem Nebenjob einfach seingelassen. Ich mein: Brauche ich wirklich so dringend neue Klamotten, Urlaub oder 7 mal die Woche ein warmes Mittagessen? Was solls, eh alles zu spät; Augen zu und durch..
Es ist immer hilfreich, wenn die Gebäude großer Firmen komplett-verglast sind, Schranken ihre Einfahrten markieren und man sich zunächst in einer riesigen, leeren Rezeption anmelden muss, um der Nervosität keinen Nährstoff zu geben. Ich mir also gedacht: Nur nicht einschüchtern lassen, Kopf hoch, selbstbewusstes Lächeln und einfach rein! - Soweit der Plan.
Kaum öffne ich die Türe und setze den ersten Schritt auf den spiegelglatten Boden, hauts mich fast auf denselbigen und ich kann mich nur mit einem kläglich, uneleganten Armruderer gerade so auf den Beinen halten. Kurzer Seitenblick: Hat das jetzt jemand gesehen? 
Glaswände sind doch was schönes!
Mit einem mitleidigen Lächeln kündigt mich der Anzugmann am Tresen seinem Chef an, der sogar kurz darauf persönlich erscheint, um mich abzuholen. Jetzt nur die Begrüßung gut über die Bühne bringen: Kopf hoch, selbstbewusstes Lächel.. ihr wisst schon.
Ich: "Hallo!"
Er: "Frau F., Schönen Guten Tag, ich bin Rainer M."
Ich: "Danke."
DANKE?! Wieso denn danke? ...keine Ahnung, einfach lächeln und so tun, als ob.
Wir gehen also in sein Büro, vorbei an vielen Schreibtischen und Mitarbeitern, auf die ich dank Vollverglasung den allerbesten Blick habe - und sie auch auf mich. Das Gespräch beginnt:
Er: " Frau F. Ich war sehr beeindruckt von ihrer Bewerbung. Sie haben ja schon viel gemacht!"
Ich (irritiert): " Echt?! Eigentlich gar nicht!"
Upps...
Ich (Rettungsversuch): " Also, einem selbst kommt das ja nie so vor..."
Ich möchte dazu sagen, dass ich aus dem einfachen Grund komplett perplex war, da mein Lebenslauf frei von jeder Auslandserfahrung ist und gerade einmal ein einziges, kümmerliches Praktikum vorzuweisen hat, "Sie haben ja schon viel gemacht", war also so ziemlich das letzte, was ich erwartet hatte. Deswegen die etwas, sagen wir dämliche schwachsinnige dumpfbackige ungeschickte Entgegnung..
Im Folgenden zittere ich mich also 15 Minuten durch ein Gespräch, von dem man sagen muss, dass es viel weniger gemein und Fallgrubenreich ist als erwartet, und währenddessen ich mich unentwegt frage, ob das festgeklebte Dauerlächeln in meinem Gesicht genauso künstlich aussieht, wie es sich anfühlt.
Irgendwann ist es vorbei und alles was zu tun bleibt, ist die Verabschiedung erfolgreich über die Bühne zu bringen. Der Start war zugegeben etwas holprig, aber jetzt hau ichs voll raus. Ein einfaches, schnörkelloses: "Nett, sie kennengelernt zu haben", das alles abrundet!
Er: " Frau F., wir melden uns dann im Laufe der Woche, Auf Wiedersehen!"
Ich: (Lächeln) (Nicken) " Nett....kennengelernt..." 
Nope.

Ich vernuschel also auch noch meinen letzten Trumpf, drehe mich schleunigst zum Gehen um, erhalte nur noch einen letzten irritierten Blick des eigentlich ganz netten Wunsch-Vorgesetzten und denke mir nur noch: "Wirklich...Valerie?"
...du Depp!

Zum Schluss aber noch die Pointe: Ich weiß nicht, welche Kategorien und Maßstäbe die Arbeitgeber heutzutage an ihre Bewerber anlegen. Aber es müssen ganz Andere sein, als der gesunde Menschenverstand nahe legt. Vielleicht haben sie auch nur eine leicht debil grinsende, motorisch minderbemittelte, in jedem Fall aber höfliche ("Danke.") Ausland- und Praktikums-Skeptikerin gesucht
- Anders kann ich mir die Zusage einfach nicht erklären.