Ein Berliner Sommer ist bunt, warm, laut, sprudelig, lebendig, lustig, abwechslungsreich und voller Möglichkeiten, seine Zeit zu vertun. Die Berliner sitzen mit Vorliebe in Cafés und Bars, draußen in Parks, durchkämmen die Straßen, lauschen den Straßenmusikern und genießen das Leben in all seiner Vielfalt.
Der Berliner Sommer ist ziemlich wunderbar.
Aber dann ist da noch der Winter.
Von jetzt auf gleich verschwinden die Menschen fast vollständig aus dem Stadtbild, vergraben sich tief in ihren Wohnungen und fallen in einen ca. 8-monatigen Winterschlaf. Denn wo andererorts in Deutschland der Winter vielleicht von Dezember bis Februar dauert und man noch Daumen drücken muss, ob überhaupt eine Flocke vom Himmel segelt (als Kind des Niederrheins kenne ich die schneelosen Winter! Das war die Regel, nicht die Ausnahme..), heißt es von Oktober bis Mitte Mai in Berlin hoffen, dass die S-Bahn fährt, bibbern vor dem "sibierischen Ostwind" und 2 Schuhgrößen zusätzlich, damit die 5 Paar übereinandergezogenen Socken auch darin Platz finden. Die Sonne verschwindet, als hätte es sie nie gegeben und taucht erst Ende Mai wieder auf, um scheinheilig ganz nahtlos von tiefstem Winter zum Hochsommer überzuleiten.
Warum diese lange Einleitung?
Nun, heute ist der 14.Oktober.
Falls der ein oder andere Leser aus der Nähe von Berlin stammt und vorhat noch ein paar letzte, helle, fröhliche Momente zu erleben, bevor die eben beschriebene Schreckensvision eintritt, muss er es bald tun! Noch erlässt der Herbst eine allerletzte Gnadenfrist, ein paar letzte schöne Tage. Wer sich noch fragt, wie er die am schönsten, am entspanntesten verbringen kann, für den gibt es jetzt noch einen letzten Ausflugstipp:
Wie wärs mal mit einer Fahrt zur Pfaueninsel?
Wir haben mit Freunden vor kurzem einen Ausflug dorthin unternommen und mit aller Macht die warmen Sonnenstrahlen gespürt, die schöne Aussicht genossen, um sie tief im Gedächtnis zu vergraben, damit sie uns die nächsten 8 Monate überstehen lassen und von vergangenen Sommern erzählen..
Mit einer Fähre übersetzten wir zunächst die paar Meter über den Wannsee über.
Das Wetter meinte es richtig gut mit uns (Merkt euch diese Worte, "Das Wetter meinte es richtig gut mit uns" - sie werden schon bald aus meinem aktiven Wortschatz verschwunden sein und nur noch als schwache Erinnerung über einem Gemisch aus Seufzen und Zähneklappern wabern).
Die schöne Umgebung und das Glitzern des Wassers tat sein Übriges.
Das Einzige, womit ich mich ehrlich gesagt wenig anfreunden konnte, waren alle Formen der "Bebauung", die diese sonst so schöne Insel dem Besucherauge aufbürdete. Nachgebaute "Ruinen", Pseudo-antike Tempel und dieses Schlösschen aus..., ja aus was eigentlich? Pappmaché? ließen mich trotz des guten Wetters schaudern und erweckten ein bisschen den Eindruck, man befände sich in einer spaßbefreiten Form von Disneyland...
Wir waren schon halb über die Insel rüber, als uns dann das erste Mal jener Vogel begegnete, der ihr ihren Namen gab. Leider konnten wir ihn nicht dazu bringen, sein berühmtes Rad zu schlagen, aber auch so muss man sagen, dass sich Pfauen zumindest als Bildmotiv ganz ordentlich machen!
Zurück hatten wir das Glück, in einem "historischen Bus" transportiert zu werden - wobei ich schätze, dass dieses "historisch" dann doch nicht ganz soweit in die Vergangenheit zurückreicht. Das Gefährt kam mir eher vor wie ein Bus aus den 60er/70er Jahren (wobei ich zugeben muss, dass meine Kennerschaft auf diesem Gebiet doch eher etwas verkümmert daherkommt...).
Alles in allem ist die Pfaueninsel aber für all jene ein schöner Ausflugsort, die ein bisschen ins Grüne kommen, die Seele baumeln lassen und Spazieren gehen wollen. Disneyland mag da vielleicht aufregender sein, aber hier wird man zumindest nicht von lebensgroßen Stoffmäusen belästigt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen