6. April 2016

Stempel selber machen! Oder: Wenn ich wollte, könnte ich morgen aufhören..bestimmt!

Selbstgemachte Stempel

Ruhig ist es hier geworden - Statt auf meinem Blog habe ich die letzten Monate an etwas anderem geschrieben: an meiner Masterarbeit. Doch pünktlich zu den ersten sonnigen Tagen habe ich diesen so unüberwindbar scheinenden Batzen Arbeit hinter mich gebracht und kann nun endlich bald abgeben. (Mein Weg zur Uni, in der Tasche drei gebundene Ausgaben dieses ähm.... brillianten Stück Textes, stelle ich mir im Übrigen in etwa so vor: klick. Wenn ich dann vor unserer brummeligen Prüfungsbeamtin stehe und ihr mit feierlicher Miene meine Masterarbeit überreiche, werde ich im entscheidenden Moment beginnen lautstark folgenden Disney-Song zu trällern: klick. Ich seh schon - das wird toll.)

Was meine Nerven in den letzten Monaten oft davon abgehalten hat, fröhlich tanzend zur Tür hinaus zu spazieren, waren gute Freunde, M. und die Möglichkeit über einer Zeichnung, einer Bastelei oder anderen kreativen Werken mal komplett abzuschalten und von Wörtern, Filmszenen und Kopfzerbrechen auf handfeste Materialien wie Farbe, Kleber, Graphit oder Pappe umzusteigen. Seit neuestem habe ich die Palette der diversen künstlerischen Spielarten um eine neue Kategorie erweitert: das Stempeln. 

Darauf gekommen bin ich durch die wahnsinnig talentierte schwedische Künstlerin Viktoria Aström (klick), die neben ihrer illustratorischen Tätigkeit wunderschöne Drucke basierend auf selbstgemachten Stempeln herstellt. Ich - natürlich sofort angefixt- bin also flugs losgezogen, habe mir für ein kleines Vermögen die notwendigen Utensilien besorgt und bin dem Schnitzen, Drucken, Stempeln seitdem komplett verfallen. Es macht einfach un-fass-bar Spaß! Die Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten sind schier unendlich, dazu kombiniert das selbstgemachte Stempeln drei sehr unterschiedliche Formen kreativen Arbeitens: Zeichnen, Schnitzen und Drucken. Nicht zuletzt ist es außerdem wunderbar, einmal angefertigte Zeichnungen und die daraus hergestellten Stempel immer wieder zum Einsatz kommen zu lassen. Der Nachteil an den Karten, Auftragsarbeiten und Geburtstagsgeschenken, die ich sonst so produziere, ist nun einmal, dass man sie nie wieder sieht, wenn sie einmal ihre Empfänger erreicht haben.

Ich lade euch also ein, mir freudig in die Abhängigkeit zu folgen. Denn jetzt kommt eine kleine Anleitung, wie ihr euer freies, selbstbestimmtes Leben aufgeben und dafür an meinem neu entdeckten Stempel-Glück teilhaben könnt. Lasst uns also fröhlich suchtend das Studium, die Arbeit oder die Familie an den Nagel hängen und ausgelassen schnitzen, drucken und alles bestempeln, was da geht, steht und lebt!

Und das braucht ihr dazu:

Materialien zum Stempeln

Die nötigen Materialien bekommt ihr online oder in gut sortierten Bastelgeschäften. Wenn ihr in Berlin wohnt, kann ich euch Modulor oder Boesner sehr ans Herz legen (ihr müsst allerdings dazu bereit sein, den ein oder anderen Mikrocredit aufzunehmen, aber was soll der Geiz!) Nein, Spaß, Linolschnittmesser gibt es schon sehr günstig mit verschiedenen Aufsätzen. Meine zwei sind von Pfeil und in Deutschland bei Boesner erhältlich. Sie sind etwas höherpreisiger, aber dafür qualitativ sehr hochwertig. Die Stempelrohlinge laufen teilweise auch unter anderen Namen, bei Boesner etwa unter dem Begriff "Vinyl-Printblock". Ich benutze das Stempelgummi von Facits und bin damit zufrieden...nur die Farbe ist irgendwie nicht so dekorativ, oder?

Dann geht's los!

Zuerst zeichnet ihr auf, was ihr später in einen Stempel verwandeln wollt. Entweder man entwirft selbst eine Zeichnung oder man greift auf ein bereits existierendes Motiv zurück, das einen gerade anlacht. Ich probiere mich momentan an einer Reihe floraler Motive, die sich am Ende hübsch miteinander kombinieren lassen. Diesmal soll es eine Kornblume werden. Wenn die Zeichnung fertig ist, übertragt ihr sie mit einem weichen Bleistift auf das Transparentpapier. Gut geeignet sind hier 2B-5B, aber es tut zur Not auch ein einfacher, handelsüblicher HB-Bleistift.

Skizze und Transparentpapier

Als nächstes wendet ihr das Transparentpapier und reibt mit einem stumpfen Gegenstand - ich habe dazu einfach den Griff meines Linolschnitt-Messers benutzt - die Zeichnung auf den unterliegenden Stempelblock. Ihr werdet sehen, dass der Graphit des Bleistiftes gut an dem Gummi haften bleibt und dadurch eine Spiegelung eurer Zeichnung entsteht. Indem ihr den Stempel später wieder auf Papier bringt, bekommt ihr so letzten Endes wieder einen ungespiegelten Stempelabdruck. Besonders wichtig ist das beispielsweise bei allen Stempeln, die Schrift enthalten.

Übertragung auf den Stempelblock

Nun zieht ihr mit einem Bleistift die Linien auf dem Stempelblock nach (ganz 1:1 lassen sie sich dann nämlich doch nicht übertragen) und schneidet mit dem Cutter-Messer das gewählte Motiv großzügig aus - Vorsicht: Nicht zu nah an der Zeichnung entlangschneiden!

Stempelrohling

Jetzt kommt, wie ich finde, der spaßigste und "handwerklichste" Teil des Schaffensprozesses. Schneidet mit dem Linolschnitt-Messer jene Teil weg, die später "weiß" bleiben sollen. Ab und zu ist da etwas Tüftelarbeit gefragt und man sollte im Zweifelsfall gut überlegen, was stehen bleibt und was weggeschnitzt wird. Die eine Lektion lernt man beim Selbst-stempeln nämlich sehr schnell: Was weg ist, ist weg. Deswegen lieber erst einmal stehen lassen und zur Not später nacharbeiten. Ich gehe immer so vor, dass ich zunächst einmal entlang des Umrisses fahre, anschließend die äußeren Bereiche großzügig wegschnitze und zuletzt das "Innere" des Motivs bearbeite.

geschnitzter Stempel

Nun steigt natürlich die Spannung auf das Endergebnis und wenn man den Stempelrohling von allen kleinen Schnitzabfällen gereinigt hat, folgt die Probe aufs Exempel: der erste Probedruck! Die Aufregung und Neugierde, die jeder erste Druck mit sich bringt, ist klasse und erinnert mich immer an die frühe Analog-Foto-Zeit, als man ein paar Wochen nach der Fotoentwicklung das erste Mal sehen konnte, ob die geschossenen Motive "was geworden sind". Beim Stempeln folgt auf den ersten Druck meist eine Phase der Nachbesserung. Ganz sauber habe ich es direkt beim ersten Mal jedenfalls noch nie hinbekommen. Immer steht irgendwo noch ein Millimeter über, der sich heimlich als Stempelabdruck mit aufs Bild geschummelt hat. Deswegen zunächst besser auf Schmierpapier ausprobieren.

Wenn der Stempel schließlich fertig ist, kann er als Einzelattraktion oder aber in einem Arrangement, wie bei meinem Frühlingsgruß hier, immer wieder aufs Neue gedruckt und verschenkt oder behalten werden. Ich habe der Kornblume noch ein bisschen Grünzeug und eine Wildrose zur Seite gestellt.


Fertiger Stempel-Druck

Zuletzt den Stempel einfach unter lauwarmen Wasser mit PH-neutraler Seife abwaschen... und ähm, ja, am besten den Abfluss verschließen. Es soll schon vorgekommen sein, dass Leuten in mühevoller Kleinstarbeit geschnitzte Mini-Farne den Abluss hinuntergespült wurden. Ist dann blöd.

Wenn ihr die Stempel verschenken wollt oder generell lieber einen "Griff" für zukünftige Stempeleien braucht, könnt ihr den fertigen Stempel einfach mit Hilfe doppelseitig klebender Zellgummimatten (hört sich kompliziert an, gibt's aber einfach zu kaufen: klick) auf hölzerne  Stempelgriffe kleben, die gibt es ebenfalls in verschiedenen Größen ganz einfach zu kaufen.

Wer sich übrigens eine etwas ausführlichere Erklärung mit allerlei Anschauungsbeispielen, Vorlagen und Ideen wünscht, dem lege ich dieses Buch ans Herz: klick. Das ist zu diesem Thema meiner Meinung nach das Beste.

Also dann: Sagt euren Kindern, Jobs und Haustieren Lebewohl und begebt euch in die wunderbare Welt des Stempelns! Für jetzt....

...und für immer! Muhahahaa...

5. Februar 2016

Babysitten bildet!

Nachdem ich vor einiger Zeit meinen ersten längerfristigeren Job als Babysitterin pädagogische Betreuerin ergattern konnte, stellte sich sehr schnell jener Effekt ein, der mir aus Nachhilfe-Tagen wohlbekannt war. Verkürzt könnte man sagen: Hast du eine, hast du alle. Wenn man einmal in der Community drin ist, greift plötzlich das engmaschige Netz der entlastungsgierigen Eltern und man wird von einem nach Auszeit lechzenden Paar zum nächsten gereicht. Ich habe Glück, denn die Freunde der Freunde der Freunde meiner Bekannten sind ausnahmlos unfassbar freundliche und angenehme Menschen. Seit einiger Zeit passe ich auf den kleinen F. auf, Sohn zweier Ärzte - was mich gleich beim ersten Besuch ungläubig erstarren lies, als der gerade 4-jährige, von einer Erkältung gebeutelt, heftig niesen musste - und dies in seine A R M B E U G E tat. Seine. Armbeuge. Andere Kinder in dem Alter können das Wort nicht einmal aussprechen...

Vor ein paar Tagen war es wieder so weit, die Eltern von F. ausgeflogen, um sich mal einen Film "mit echten Menschen" anzusehen, und der kleine Knirps in meiner Obut zurückgelasssen. Ich glaube, ich lehne mich nicht sehr weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass F. nicht unbedingt in das Schema des typischen 4-Jährigen passt. Wissbegierig, aufmerksam, klug, bastelwütig, kooperativ, ruhig und nachdenklich gibt er mir häufig genug Grund, Dinge zu hinterfragen, innerlich laut zu lachen - und an meinen babysitterischen Kompetenzen zu zweifeln. Ich möchte das an ein paar Beispielen illustrieren:

1. Sobald seine Eltern aus dem Haus sind, möchte F. mir sein Buch über die Nordsee zeigen, das er zu Weihnachten bekommen hat. Er sieht die Bilder von Stränden und Inseln und erzählt mir, dass er einmal mit seinen Eltern auf Sylt war ("einmal", ich mein, er ist vier Jahre alt, wie lange kann das zurückliegen, 5 Wochen?).
Nachdenklich schaut er mich an und fragt: 
"Liegt denn Sylt in der Nordsee?"
Autsch. Kurz erwäge ich die Möglichkeit, ihm zu antworten "Rügen liegt in der Ostsee" - die einzige wahre Aussage über die spezifische Verortung einer deutschen Insel, die ich mit Sicherheit treffen kann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, er würde diesen Kniff durchschauen. Unauffällig wende ich ihm also den Rücken zu und schiebe mit einer Hand mein Handy aus der Hosentasche, um unser aller digitales Orakel zu berfagen. Ich google also: "Sylt, Nordsee".
Falls es jemand wissen will: Ähäm, ja, Sylt liegt in der Nordsee. -.-

2. Kaum ist diese Klippe umschifft, kommt die Sprache auf die große Sturmflut von 1962 (bin schon froh, dass er das genaue Datum nicht wissen will). Wir sprechen über alljährliches Hochwasser. Ich tätschel ihm also ganz mütterlich die Schulter und versuche ihm in beruhigender, allwissender Stimme zu versichern:
"Ja, aber hier in Berlin, da tritt das Wasser nicht über die Spree. Das Hochwasser kommt nicht bis hier her." 
Nicht gänzlich beruhigt, aber offensichtlich interessiert blickt F. mich an: 
"Und warum nicht"? 
Ähm ja, wieso eigentlich nochmal? Ich nehme mir vor, in meinem nächsten Leben Meteorologie, Geographie, Physik und mindest noch eine weitere Naturwissenschaft zu studieren und außerdem nur noch Aussagen zu treffen, die ich genau begründen kann. Warum war jetzt das verfluchte Wasser nochmal blau?

3. Beim Abendessen sitzen F. und ich uns ganz gesittet gegenüber, keine Spielereien mit dem Essen, kein Herumhampeln, kein "Ich will aber Nutella" und kein "Was passiert, wenn ich dieses Glas Milch hier jetzt einfach mal umschmeiße". Stattdessen sprechen wir F.s Zukunftsperspektiven durch. Er ist sich ziemlich sicher, dass er Müllmann werden will (okay, da unterscheidet er sich jetzt doch nicht so sehr von seinen Altergenossen). 
"Früher", fügt er hinzu, "Früher wollte ich immer Weihnachtsmann werden, aber...." 
Ich lächle mild und setze meine "Du hast also die Wahrheit bereits erfahren"-Miene auf. 
 "....aber ich denke es kann immer nur einen Weihnachtsmann geben.", schließt F. seine Überlegungen. 
Ich beiße mir auf die Zunge, denn ich weiß: "Jetzt kommts drauf an, kein Prusten, kein Verplappern, und bloß keine verstörenden Bemerkungen über eine Erfindung von Coca Cola!" Also erwidere ich stattdessen in angemessenem Ernst: 
"Das stimmt wohl. Aber vielleicht könntest du ja stattdessen Wichtel werden. Da suchen sie immer Leute, hab ich gehört." 
Ob sich jetzt seine Ärzte-Eltern eher darüber freuen würden, ihren Sprössling als Müllmann oder als Helferlein eines leicht übergewichtigen (und leicht fiktiven) Herrn Rauschebarts zu sehen - who knows.

4. Immernoch beim Abendessen: Ich schneide ein winziges Stück Avocado ab und nehme es gedankenverloren mit meinem Mund vom Messer ab. F. erstarrt in seiner Bewegung.
F: "Das....das darf man aber wirklich nicht machen!"
Einen Moment bin ich verwirrt.... oh, Mist, ich bin so selten Vorbild, stimmt ja!
Ich: "Ohja, das war dumm von mir. Das macht man eigentlich nicht."
Aber F. scheint diese Antwort nicht zu genügen. Offensichtlich beunruhigt es ihn, dass ich denke, hierbei handele es sich um einen simplen Verstoß gegen die Etikkette.
F: "Das ist gefährlich, es könnte sogar...",er senkt seine Stimme "ein Stück von der Zunge..." dramatische Pause, finsterer Blick "...dabei ABGEHEN!" 
Der Junge weiß, wie man Horrorgeschichten erzählt.
Ich versuche also glaubhaft den Eindruck zu vermitteln, ich sei mir des Ernstes der Lage bewusst und beteuere mehrmals, dass das wirklich dumm von mir war.
Langsam nickt F., neigt sich verschwörerisch zu mir und sagt gönnerhaft: 
"Das kann jetzt auch unter uns bleiben". 
Verdattert muss ich an mich halten, um nicht laut loszuprusten, da schiebt er mit todernster Miene hinterher: 
"Du machst es einfach nicht noch einmal....ja?" 
Verkehrte Welt.

5. Nach dem Abendessen kramt F. aus einem Regalfach eine Schale mit Plätzchen hervor, hält sie mir hin, aber gibt zunächst zu bedenken:
"Ich habe jetzt nicht gefragt, ob wir eins essen dürfen, aber..." -gibt mir ein Plätzchen, schiebt sich selbst eins in den Mund- "...wenn wir die anderen so schieben, dass sich die Lücke wieder schließt, muss das ja keiner erfahren." 
Kauend kommt mir das erste Mal der Gedanke, dass so viele Geheimnisse, über die wir uns jetzt schon beiderseitiges Stillschweigen versichert haben, sich bestimmt noch einmal rächen werden. Kurze Zeit vorher hatte er mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit den Namen seines zukünftigen Brüderchens verraten, das bald auf die Welt kommen wird. (Ich, begierig nickend, von Natur aus super neigierig, habe ihn eventuell ein klitzekleines bisschen dazu angestachelt...) Und tatsächlich: Kaum ist es an der Zeit, ins Bett zu gehen, wendet sich unser Vertrauensverhältnis auf fatale Weise. Ich möchte, dass er nun schlafen geht, doch F. möchte noch eine ausgiebige Runde basteln. Als ich das Argument ins Feld führe, seine Eltern würden sicher nicht wollen, dass er so lange noch aufbliebe, schaut er mir tief in die Augen und ich meine das wissende Lächeln eines berechnenden Geists im Gesicht des 4-Jährigen aufblitzen zu sehen, als er sagt: 
"Das kann ja dann a u c h unter uns bleiben - und niemand muss es wissen..." 

Und er hat es nicht gesagt, aber ich bilde mir ein, in seinen Gedanken das Ende folgenden Satzes lesen zu können: 
"....oder sie werden noch so einiges mehr erfahren..."

Aber das kann er unmöglich so gemeint haben, oder? Er ist schließlich erst vier.....

17. Januar 2016

Karten, Karten, Karten!

Ein guter Vorsatz, den ich im letzten Jahr tatsächlich umgesetzt habe, war, wieder häufiger kreativ werden zu wollen. Das geht im anstrengenden Alltag einfach zu gerne unter und wird zu Gunsten einer Runde Schlaf, der schnöden Hausarbeit, entpannendem Nichts-Tun oder auch dem schieren, bloßen "Dinge auf die Ketten kriegen" auf ein "Irgendwann mal" vertagt. Doch nicht im letzten Jahr! 
Wie schnell man doch vergisst, was für eine absolut heilende Wirkung es haben kann, sich voll und ganz, selig vertieft einem kreativen Projekt, einer Zeichnung oder Bastelarbeiten hinzugeben, Stichwort "Flow" und so ;) Aus eigener Erfahrung weiß ich es nicht, aber ich stelle mir immer vor, dass Yoga oder Meditationen einen ähnlich therapeutischen Effekt haben können und den Geist zu Ruhe kommen lassen. Außerdem kann man sich beim Kreativ werden in seinen Fertigkeiten üben, Neues lernen und Selbstbewusstsein schöpfen. Ich habe mich dieses Jahr das erste Mal an kleinere Aquarellarbeiten getraut und meine klassische Bleistift-Portrait-Zeichnerei um illustrative Skizzen (zum Beispiel Weihnachtswichtel ;) ) erweitert. Fast am meisten Spaß macht es mir, wenn ich anderen mit meinen Arbeiten eine kleine Freude machen kann und so habe ich dieses Jahr immer mal wieder - wenn die Zeit es denn zuließ - an Geburtstagskarten für meine Lieblingsmenschen gesessen. Auf meinem Instagram-Account schon ab und zu abgelichtet, habe ich es bis jetzt allerdings versäumt, die diversen Geburtstagskarten auch mal hier auszustellen. Leider vergesse ich nur allzuoft, noch schnell ein Foto zu machen, bevor die Karte ihrem Empfänger übergeben wird. Aber hin und wieder denke ich dran ;)


Wer also Lust hat, dem zeige ich jetzt eine bunte Galerie von Geburtstagskarten, die im Laufe des letzten Jahres entstanden sind:

 


  
Ein Motiv, dass ich einer Pinterest-Idee entliehen und für meine Zwecke eingespannt habe:

...und weils mir so gut gefiel, gleich nochmal:

Hand-lettering, noch so eine "fancy" Sache, mit der ich mich dieses Jahr zum ersten Mal beschäftigt habe.




 ....und gute Freundinnen in kleine, struwwelige Figuren zu verwandeln...

Ausgeliehen von einem Film, den ich dieses Jahr sehr gerne gesehen habe:





Und zuletzt die Karte, an der mein leidenschaftliches Potter-Herz wohl am meisten Spaß hatte:


Auf ein kreatives Jahr 2016!!! :)

8. Januar 2016

Peinliche Anekdoten, die gefühlt XXVII.


Wo wir schon beim schmunzelnden Jahresbeginn waren – vor kurzem musste ich noch einmal an das Desaster meines ersten Bewerbungsgesprächs denken (das dann ja doch zumindest kein totales Desaster war) und mir scheint, als sei diese Form der Peinlichkeiten beim ersten Kennenlernen ein Muster, das mich mein Leben lang verfolgen wird. Vor kurzem wurde ich in dieser Annahme beschämend deutlich bestätigt. 
P., der Vater der Kinder, auf die ich nun von Zeit zu Zeit aufpasse (wir erinnern uns) rief mich das erste Mal an, nachdem wir uns kurz vorher auf einer Hochzeit kennengelernt hatten. Wie immer bei solchen eigentlich total unaufregenden Anlässen war ich hyper-nervös, ziemlich aufgedreht und redete schneller als ich mit dem Denken nachkam. Das Gespräch entpuppte sich als sehr angenehm und kurz bevor ich mich verabschieden wollte und unseren verbalen Austausch schon ganz euphorisch unter „Phantastisches-Gespräch-einmal-ganz-ohne-Faux-pas“ abspeichern wollte (ein traurig leerer Ordner in meinem Hirn) fiel mir noch ein, dass ich nur P.s Vornamen kannte. Am nächsten Wochenende sollte ich Kind Nr.1 und 2 das erste Mal kennenlernen und ich sah mich schon verzweifelt vor einem Berliner Hochhaus einfach wild alle 243 Klingelschildchen drücken. Also schob ich noch rasch die Frage nach dem Familiennamen nach. Darauf antwortete P. ganz locker:

 „Ach, J. und ich sind gar nicht verheiratet. Klingel einfach bei x/y.“

Um irgendetwas Geistreiches darauf zu erwidern, und um nicht ganz so erzkonservativ rüberzukommen, wie ich mich gerade fühlte, schoss ich à la „Schau-wie-witzig-und-schlagfertig-eure-neue-Babysitterin-doch-ist“ los: 

„Aaaach, ihr lebt also in…in…“


Und da passierte es. Es lag mir auf der Zunge, das richtige Wort, aber es wollte mir einfach partout nicht einfallen. 
Sekunden verstrichen, ich stammelte weiter:

…in…in..“ 

In meinem Kopf: Nichts, nur ein langgezogener hoher Piepton, der sich bevorzugt bei Referaten, Quizfragen und sämtlichen anderen Gelegenheiten einschaltet, wenn es unbedingt notwendig wäre auf einen rasend schnellen Gedankenstrom zugreifen zu können. 

Immernoch stockte unser Gespräch – langsam wurde es so richtig, RICHTIG unangenehm. 

Ich fing an zu schwitzen, doch da, gerade als P. mir freundlicherweise aushelfen wollte, viel mir etwas ein, das rein grammatikalisch und semantisch in die schier unfüllbare Lücke in meinem Gesprächsfaden zu passen schien und so fackelte ich nicht lange und blökte es laut heraus. Just in dem Moment, als P. die erlösenden, fehlenden Worte:
„…in wilder Ehe?“ einwarf, schrie ich geradezu:



„IN SÜNDE !




Wow – war das unangenehm.

6. Januar 2016

Bastelanleitung: Behände Briefumschläge bauen


Seit einiger Zeit ziert jedes von mir ausgestellte Schriftstück (Briefe, Geschenkanhänger, Bewerbungen, Kündigungsschreiben…) ein oder gleich mehrere aufgeklebte Schmetterlinge. Nach einem kleinen Exzess vor ein paar Monaten (klick) habe ich ganze Lastwagenfuhren davon in meinem Schreibtisch liegen, die auf jede sich bietende Möglichkeit warten, auf Papier zu gelangen. Aber welcher Dozent freut sich nicht, wenn die eingereichte Masterarbeit mit ein paar dekorativen Insekten aufgepeppt wird…? Times New Roman kann schließlich jeder... Und wie das so ist mit Süchtigen und ihren Lieblingsdrogen, bei einem Mal bleibt es nicht, und so kam im Laufe der letzten Monate das ein oder andere Buch vom Flohmarkt hinzu: alte Zeichnungen von Insekten, Rosen, wahlweise Gartenkräutern, Landkarten oder Zimmerpflanzen – ich hab sie alle. 
Weil der große Rhododendron-Strauch aber womöglich doch etwas zu viel des Guten für das Deckblatt der Steuererklärung oder die linke untere Ecke des ärztlichen Attests wäre, hab ich mir was einfallen lassen und bin umgestiegen:
 
  
Ich mache jetzt in Briefumschlägen.



Mein Imperium umfasst bereits einige Fußballfeld-große Flächen dieser hübschen Schätze und ich gedenke in Kürze zu expandieren. Hab gehört China sei ein aufstrebender Markt… oder Brasilien.

Weil ich denke, dass der Briefverkehr eine zukunftsträchtige Branche ist und weil ich außerdem nicht daran glaube, dass sich diese „E-Mail“ (kurz für electronic mail) durchsetzen wird – hier die Anleitung, wie sich kinderleicht, easy-peasy Briefumschläge im romantischen Retro-Design gestalten lassen. Alles was ihr braucht, ist ein altes Buch mit hübschen Illustrationen, das übliche Schere-Kleber-Ensemble, einen Briefumschlag eurer Wahl und ein klein wenig Zeit (je nachdem wie groß ihr in das Geschäft einsteigen wollt vielleicht auch ein klein wenig mehr Zeit).



Dann geht’s los:


Man nehme einen hübschen Umschlag, dessen Form den eigenen ästhetischen Ansprüchen entspricht und falte diesen auf (schön vorsichtig den Kleber lösen, damit die Kanten sauber und gerade bleiben)


Man übertrage nun den Umriss des Umschlags auf die gewünschte Seite. Obacht: Es empfiehlt sich vorher ein bisschen zu Knobeln, wo dann später das gewünschte Motiv platziert ist, das hilft zu verhindern, dass die Butterblume später innenwandig unten rechts sitzt, wo sie nie ein menschliches Auge erblicken wird.



Ausschneiden und nach Vorbild des Vorlagen-Umschlags falten. Saubere Kanten bekommt man am leichtesten, wen man als Falzhilfe ein Lineal oder Geodreieck zu Hilfe nimmt.



Die jeweiligen Kanten mit Kleber bestreichen und zu einem Briefumschlag zusammenkleben.

Zum Schluss vorne noch Adressaufkleber für Absender und Empfänger anbringen und Taddaaaa! Beliebig oft wiederholen.




So, während bei mir jetzt gerade das Siegellack schmilzt, geh ich noch schnell raus eine Gans rupfen, und schon kann die wilde Feder-Tinte-Sause losgehen.




PS: Habe die 3495 Umschläge hergestellt, bevor ich erfuhr, dass die Post einfach immer unverschämter wird und zum 4.(?!?) mal in Folge das Porto erhöht hat. Ich mein - WTF? Jetzt kann ich mir die Briefmarke nicht mehr leisten….falls jemand also noch ein paar Briefumschläge braucht….?