Und schließlich endlich ist es nun so weit und wir haben es endlich geschafft besagte Bilder (s.u.) auch mal an die Wand zu bringen. Auf dass sie sich vermehren und gedeihen mögen... :)
Pünktlich zum Geburtstag meines Freundes wird seine - noch nicht ganz so große - Galerie der großen Denker und Theoretiker erweitert (siehe hier und hier). Um die Frauenquote ein wenig zu heben - von null auf immerhin 33,3% - ist es diesmal die Gender-Theoretikerin Judith Butler geworden:
(Diese blöde Hand in ihrem Gesicht hat mich an den Rande der Verzweiflung gebracht, ganz im Ernst... )
Aktuelle Lieblingsmusik: "Russian Red" - so nennt sich die spanische Sängerin Lourdes Hernandez, die in Spanien um einiges bekannter ist als hierzulande. Eine kleine Kostprobe:
Im Kino International, einem großen 60er-Jahre-Bau mit riesigen Kronleuchtern, großflächiger Holzvertäfelung und goldenen Glitzer-Vorhängen, die den Besucher beim Eintritt ins Kino in das alte Berlin der DDR zurückzukatapulieren scheinen, wurde ich gestern von einem Film überrascht, den ich mir nach zahlreichen positiven Kritiken eher pflichtschuldig, als euphorisch zu Gemüte führen wollte: Jan Ole Gersters Debüt-Werk Oh boy mit Tom Schilling in der Hauptrolle.
Was auf den ersten Blick scheint wie die typische Erzählung vom ziellosen Heranwachsenden, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt und deswegen in einem Sumpf aus Tristesse und Inhaltslosigkeit versinkt, überrascht und überzeugt auf so vielen Ebenen, dass ich diesen Film jedem, der in nächster Zeit mal einen Abend frei hat, nur allerwärmstens und allerdringlichst empfehlen kann.
Da wäre zunächst Nico Fischer, der Protagonist des Films, der sein eigenes Leben allerdings mehr als Nebendarsteller oder gar Komparse erlebt. Er wird großartigst verkörpert von Tom Schilling, der in zahlreichen Momenten, kurzen Einstellungen und scheinbar nebensächlichen Blicken und Gesten sein Talent für die Komik des Augenblicks, die Ironie des Lebens offenbart. Schauspielerisch eine ganz große Leistung, die man einfach, zurückgelenht in seinen Sessel, 83 Minuten lang genießen sollte!
Der Film besteht aus einer Aneinanderreihung von Begegnungen, von schrägen Gestalten und urkomischen Dialogen, die das triste schwarz-weiß der Aufnahmen konterkarieren. Zusammen mit einem eigenwilligen, frischen Soundtrack ergibt sich daraus eine Stimmung von gelassener, ironischer Schicksalsergebenheit, ein bisschen so, als werfe Tom Schilling den Zuschauern ein entschuldigendes Lächeln zu, ob der Kuriositäten seines Lebens. Und dann gibt es da noch den zweiten Protagonisten des Films: die Stadt Berlin, wie man sie ehrlicher und wahrheitsgetreuer selten gesehen hat. Ein oftmals von Straßenbahn, Graffitis, aber auch von Vielfalt gezeichnetes Stadtbild, das Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor missen lässt. Nico, ein Flaneur, der sein Studium vor einiger Zeit abgebrochen hat und seitdem in den Tag hinein lebt, trifft auf seinen Streifzügen durch sein Leben und Berlin auf seltsame Gestalten, alle Freaks auf die ein oder andere Weise, mit sehr eigenen Schicksalen, die aber ihren ersten Anschein von Absurdität und Lächerlichkeit meißt bald verlieren, wenn der Regisseur Jan Ole Gerster mit viel Menschlichkeit und Feingefühl eine tiefere, ernstere Ebene der obskuren Abweichler offenbart. Das hätte durchaus ein Unterfangen werden können, das zu ernst, zu dramatisch und besonders zu kitschig zu werden droht, doch hiergegen greift Gerster auf ein altbewährtes und doch selten genutztes Mittel zurück: Humor, und zwar guter! Davon hat der Film verdammt viel und schafft es so trotz des eigentlich trüben, trägen Lebens seines Protagonisten zu einer Komödie zu werden, die gerade wegen ihrer Andersartigkeit und Unkonventionalität etwas Besonderes ist.