Es scheint, als tauchten zur Zeit allerlei Relikte aus meinen Kindertagen wieder auf -vielleicht eine typische Begleiterscheinung von Weihnachten:
Zu meinem 10. Geburtstag bekam ich ein "Kerzengießset" geschenkt - der Knüller, denn so waren für die nächsten 5 Jahre sämtliche Geschenke an Angehörigen und Freude gebongt, die jedes Jahr aufs Neue zu Weihnachten und Geburtstag eine selbstgemachte Kerze (in allen nur erdenklichen Ausführungen) aufs Auge gedrückt bekamen - perfekt. Als ich jetzt in diesem Jahr noch eine Kleinigkeit für Weihnachten brauchte, kam mir besagtes fabelhaft nützliche Kerzengießset wieder in den Sinn, und so hab ich mal in alten Kisten und Schubladen gewühlt und Vergangenes wiederbelebt.
Ganz ehrlich, ich hatte vergessen wie aufwendig und schwierig die ganze Geschichte sein kann:
Als erstes wird eine bestimmte Menge Wachs geschmolzen und eingefärbt.
Das Ganze macht man allerdings nicht etwa einmal, sondern genau so häufig, wie man unterschiedliche Farben verwenden will. Eine Sache habe ich dadurch über mich herausgefunden : Mit 7 Töpfen gleichzeitig zu hantieren, übersteigt ganz eindeutig meine motorischen und koordinatorischen Fähigkeiten. Das nächste Mal werden die Kerzen einfarbig!
Das flüssige Wachs wird dann vorsichtig in die schon fertigpräparierten Förmchen gefüllt. Wirklich zeitintensiv wird der ganze Vorgang erst dadurch, dass jede Wachsschicht erstmal 10 Minuten trocknen muss, bevor man eine neue Farbe draufschichten kann.
Und wenn man diesen Vorgang unzählige Male wiederholt hat, brav abwartet, bis alles hart und völlig abgekühlt ist, dann beginnt das Klopfen! Welches Klopfen? Nun, in der Anleitung, gibt es einen winzigen Haken, der mich zu der Annahme verleitet, dass die Macher dieser Wahnsinns-Konstruktion nie selbst auch nur eine einzige Kerze gegossen haben. Denn dort steht geschrieben:
"Wenn die Kerzen erkaltet sind, lassen sie sich leicht aus den Förmchen herauslösen. Sollte dies nicht der Fall sein, klopfen Sie sachte gegen die Außenwände, bis die fertige Kerze sich löst."
....die fertigen Kerzen haben sich nicht aus den Förmchen gelöst. Kein bisschen. Auch nicht durch leichtes Klopfen. - Oder heftiges Dagegenhämmern. Auch nicht durch ein wahnwitziges Schütteln, mit einem Löffel Malträtieren oder manisches Zerren an dem Docht (der dann abriss). Es hat lange gedauert, bis ich auf des Rätsels Lösung kam: Erst durch einen laaaaangen Aufenthalt bei Nulltemperatur konnten die fertigen Kerzen dazu bewegt werden, ihre Gehäuse zu verlassen. Und so, verschwitzt, und am Ende meiner Kräfte darf ich das fertige Ergebnis stolz präsentieren:
Und so zufrieden ich mit dem Ergebnis auch bin, ich denke es werden weitere 5-10 Jahre vergehen, bis ich mein Kerzengießset ein weiteres Mal aus den Untiefen unseres Dachbodens hervorkrame. Bis dahin kratze ich ersteinmal den festgewordenen Wachs von Fußboden, Wänden, Kleidung, aus den Töpfen, ...